Zahnaufbau mit Komposit
Der Zahnaufbau mit Komposit ist eine vielseitige und weit verbreitete Technik in der modernen Zahnmedizin. Sie ermöglicht die ästhetische und funktionelle Wiederherstellung geschädigter Zahnsubstanz und hat sich als zuverlässige Alternative zu traditionellen Materialien wie Amalgam etabliert. Dieser Beitrag beleuchtet die verschiedenen Aspekte des Zahnaufbaus mit Komposit, von den Materialien über die Techniken bis hin zu klinischen Anwendungen und Langzeitprognosen.
Kompositmaterialien
Zusammensetzung
Dentale Komposite bestehen aus drei Hauptkomponenten:
1. Organische Matrix: Meist auf Basis von Bis-GMA, UDMA oder TEGDMA
2. Anorganische Füllkörper: z.B. Quarz, Keramik oder Siliziumdioxid
3. Verbundphase: Silane zur Kopplung von Matrix und Füllkörpern
Klassifikation nach Füllkörpergröße
– Makrofüller-Komposite (10-100 µm)
– Mikrofüller-Komposite (0,01-0,1 µm)
– Hybridkomposite (Kombination verschiedener Füllkörpergrößen)
– Nano-Komposite (Füllkörper im Nanometerbereich)
Eigenschaften
– Gute Ästhetik durch Farbanpassung und Polierbarkeit
– Adhäsive Befestigung an der Zahnsubstanz
– Moderate bis gute Verschleißfestigkeit
– Geringere Polymerisationsschrumpfung bei modernen Materialien
– Biokompatibilität
Adhäsivsysteme
Adhäsivsysteme sind entscheidend für den dauerhaften Verbund zwischen Komposit und Zahnsubstanz.
Generationen von Adhäsivsystemen
1. Erste bis dritte Generation (historisch)
2. Vierte Generation: 3-Schritt-Systeme (Ätzen, Primen, Bonden)
3. Fünfte Generation: 2-Schritt-Systeme (Ätzen, kombiniertes Primen/Bonden)
4. Sechste und siebte Generation: Selbstätzende Systeme
5. Universaladhäsive: Vielseitig einsetzbare Systeme
Ätztechniken
– Total-Etch-Technik: Separate Ätzung von Schmelz und Dentin
– Selektive Schmelzätzung: Nur der Schmelz wird separat geätzt
– Self-Etch-Technik: Ätzen und Primen in einem Schritt
Klinische Techniken des Zahnaufbaus
Präparation
1. Kariesexkavation oder Entfernung alter Füllungen
2. Minimale Präparation für adhäsive Verankerung
3. Beveling der Schmelzränder für bessere Ästhetik und Haftung
Schichttechnik
1. Inkrementtechnik: Schichtweises Einbringen und Aushärten des Komposits
– Reduziert Polymerisationsschrumpfung
– Ermöglicht bessere Kontrolle der Farbgebung
2. Bulk-Fill-Technik: Einbringen größerer Inkremente bei speziellen Materialien
– Zeitsparend
– Geeignet für tiefe Kavitäten im Seitenzahnbereich
Farbauswahl und Schichtung
– Verwendung von Dentin- und Schmelzmassen für natürliche Ästhetik
– Berücksichtigung von Opazität und Transluzenz
– Einsatz von Farbeffektmassen für individuelle Charakterisierung
Polymerisation
– Verwendung von LED- oder Halogen-Polymerisationslampen
– Beachtung der korrekten Wellenlänge und Intensität
– Einhaltung der materialspezifischen Belichtungszeiten
Ausarbeitung und Politur
1. Grobkonturierung mit Diamanten oder Hartmetallfinierern
2. Feinkonturierung mit Polierscheiben oder -gummis
3. Hochglanzpolitur mit Polierpasten oder Filzrädern
Klinische Anwendungen
Direkte Füllungen
– Kariesläsionen aller Klassen (I-V nach Black)
– Ersatz alter Amalgamfüllungen
– Zahnhalsfüllungen bei keilförmigen Defekten
Aufbaufüllungen
– Versorgung endodontisch behandelter Zähne
– Vorbereitung für indirekte Restaurationen (Kronen, Teilkronen)
Ästhetische Korrekturen
– Schließen von Diastemata
– Formkorrekturen (z.B. bei Zapfenzähnen)
– Verblendung verfärbter Zähne
Reparaturen
– Reparatur frakturierter Keramikrestaurationen
– Ergänzung abgeplatzter Füllungsränder
Vor- und Nachteile
Vorteile
– Zahnsubstanzschonende Präparation
– Exzellente Ästhetik
– Reparaturfähigkeit
– Sofortige Belastbarkeit nach Aushärtung
– Kostengünstig im Vergleich zu indirekten Restaurationen
Nachteile
– Techniksensitivität
– Polymerisationsschrumpfung (wenn auch bei modernen Materialien reduziert)
– Mögliche postoperative Sensitivitäten
– Begrenzte Indikation bei sehr großen Defekten
Langzeitprognose und Nachsorge
Haltbarkeit
– Durchschnittliche Lebensdauer von 5-10 Jahren bei korrekter Anwendung
– Abhängig von Größe und Lokalisation der Füllung, Kaubelastung und Mundhygiene
Nachsorge
– Regelmäßige Kontrollen und professionelle Reinigungen
– Frühzeitige Erkennung und Behandlung von Randspalten oder Sekundärkaries
– Ggf. Reparatur oder Erneuerung bei Abnutzung oder Verfärbung
Faktoren für den Langzeiterfolg
1. Korrekte Indikationsstellung
2. Präzise Anwendung der Adhäsiv- und Schichttechnik
3. Adäquate Polymerisation
4. Sorgfältige Ausarbeitung und Politur
5. Gute Mundhygiene des Patienten
Zukunftsperspektiven
– Entwicklung von Kompositen mit geringerer Schrumpfung und verbesserter Verschleißfestigkeit
– Selbstheilende Komposite
– Integration von Bioaktiven Komponenten zur Remineralisierung
– Verbesserte CAD/CAM-Technologien für indirekte Kompositrestaurationen
Der Zahnaufbau mit Komposit ist eine vielseitige und effektive Methode zur Wiederherstellung von Zahnsubstanz. Die kontinuierliche Weiterentwicklung der Materialien und Techniken hat zu einer signifikanten Verbesserung der klinischen Ergebnisse geführt. Trotz einiger Einschränkungen bietet der Komposit-Zahnaufbau zahlreiche Vorteile in Bezug auf Ästhetik, Funktionalität und Substanzschonung. Eine sorgfältige Technik, gepaart mit regelmäßiger Nachsorge, ist entscheidend für den langfristigen Erfolg dieser Restaurationen.