Überempfindliche Zähne
Überempfindliche Zähne, auch als Dentinhypersensibilität bezeichnet, sind ein häufiges zahnmedizinisches Problem, das viele Menschen im Laufe ihres Lebens erleben. Diese Überempfindlichkeit äußert sich typischerweise durch kurze, stechende Schmerzen als Reaktion auf bestimmte Reize wie Kälte, Wärme, Süßes, Saures oder Berührung. Die Beschwerden können einzelne Zähne oder größere Bereiche des Gebisses betreffen und die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigen.
Ursachen:
Die Hauptursache für überempfindliche Zähne liegt in der Freilegung des Dentins, der Schicht unter dem Zahnschmelz. Im Dentin befinden sich mikroskopisch kleine Kanälchen, die mit der Pulpa (dem Zahnnerv) in Verbindung stehen. Wenn diese Dentinkanälchen offenliegen, können äußere Reize direkt auf die Nervenenden einwirken und Schmerzen verursachen.
Zu den häufigsten Gründen für die Freilegung des Dentins gehören:
1. Zahnschmelzabrieb: Durch übermäßiges oder falsches Zähneputzen kann der schützende Zahnschmelz abgetragen werden.
2. Gingivarezession (Zahnfleischrückgang): Wenn sich das Zahnfleisch zurückzieht, werden die Zahnhälse freigelegt, die nicht von Zahnschmelz geschützt sind.
3. Erosion: Säurehaltige Lebensmittel und Getränke können den Zahnschmelz angreifen und auflösen.
4. Bruxismus: Nächtliches Zähneknirschen oder -pressen kann zu Abnutzung des Zahnschmelzes führen.
5. Parodontitis: Entzündungen des Zahnhalteapparats können zu Knochenabbau und Zahnfleischrückgang führen.
6. Zahnmedizinische Behandlungen: Manche Eingriffe wie das Bleichen der Zähne oder das Entfernen von Zahnstein können vorübergehend zu erhöhter Empfindlichkeit führen.
Symptome:
Die charakteristischen Symptome überempfindlicher Zähne sind plötzlich auftretende, kurz andauernde Schmerzen als Reaktion auf spezifische Reize. Diese können sein:
– Kalte oder heiße Speisen und Getränke
– Süße oder saure Lebensmittel
– Kalte Luft, z.B. beim Einatmen an kalten Tagen
– Berührung, etwa beim Zähneputzen oder durch die Zungenspitze
Die Intensität der Schmerzen kann von leichtem Unbehagen bis hin zu starken, stechenden Empfindungen reichen. Typischerweise klingen die Schmerzen ab, sobald der auslösende Reiz entfernt wird.
Diagnose:
Die Diagnose überempfindlicher Zähne erfolgt in der Regel durch den Zahnarzt. Dieser wird zunächst eine gründliche Anamnese durchführen, um die Symptome und mögliche Ursachen zu erfassen. Anschließend erfolgt eine visuelle Untersuchung der Zähne und des Zahnfleischs, oft unterstützt durch spezielle Diagnosemethoden:
1. Taktiler Test: Der Zahnarzt fährt mit einer speziellen Sonde über die Zahnoberfläche, um empfindliche Bereiche zu identifizieren.
2. Kältetest: Mittels Kältespray oder Eisstäbchen werden die Zähne auf ihre Reaktion auf Kältereize geprüft.
3. Luftblasentest: Ein kurzer Luftstoß wird auf die Zahnoberfläche gerichtet, um die Empfindlichkeit zu testen.
4. Röntgenaufnahmen: Diese können helfen, andere mögliche Ursachen wie Karies oder Infektionen auszuschließen.
Behandlung:
Die Behandlung überempfindlicher Zähne zielt darauf ab, die Symptome zu lindern und, wenn möglich, die Ursachen zu beheben. Je nach Schweregrad und Ursache kommen verschiedene Therapieansätze in Frage:
1. Anpassung der Mundhygiene:
– Verwendung einer weichen Zahnbürste
– Sanfte Putztechnik
– Spezielle Zahnpasten für empfindliche Zähne mit Wirkstoffen wie Kaliumnitrat oder Strontiumchlorid
2. Fluoridierung:
– Professionelle Fluoridanwendungen in der Zahnarztpraxis
– Verschreibung hochdosierter Fluoridgele zur häuslichen Anwendung
3. Versiegelung der Dentinkanälchen:
– Auftragen von Dentin-Bonding-Mitteln
– Verwendung von Lacken oder Gelen, die eine Schutzschicht bilden
4. Behandlung von Zahnfleischrückgang:
– Parodontalchirurgische Eingriffe zur Deckung freiliegender Zahnhälse
– Anwendung von Schleimhauttransplantaten
5. Behandlung von Bruxismus:
– Anfertigung einer Aufbissschiene zum Schutz der Zähne beim nächtlichen Knirschen
6. Wurzelkanalbehandlung:
– In schweren Fällen, wenn andere Therapien nicht anschlagen, kann eine Wurzelkanalbehandlung notwendig sein
7. Ernährungsumstellung:
– Reduktion säurehaltiger Lebensmittel und Getränke
– Verwendung eines Strohhalms beim Trinken säurehaltiger Getränke
Prävention:
Um überempfindlichen Zähnen vorzubeugen, können folgende Maßnahmen hilfreich sein:
1. Gründliche, aber sanfte Mundhygiene mit weicher Zahnbürste und fluoridhaltiger Zahnpasta
2. Regelmäßige zahnärztliche Kontrolluntersuchungen und professionelle Zahnreinigungen
3. Ausgewogene Ernährung mit begrenztem Konsum säurehaltiger Lebensmittel und Getränke
4. Vermeidung von übermäßigem Zähneknirschen, ggf. durch Verwendung einer Aufbissschiene
5. Sofortige Behandlung von Zahnfleischerkrankungen oder Karies
6. Verwendung von Zahnseide oder Interdentalbürsten zur Reinigung der Zahnzwischenräume
7. Bei Reflux oder häufigem Erbrechen: Mund mit Wasser ausspülen, aber nicht sofort danach die Zähne putzen
Überempfindliche Zähne sind ein weit verbreitetes Problem, das die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen kann. Mit der richtigen Diagnose und Behandlung lassen sich die Symptome jedoch in den meisten Fällen effektiv lindern oder sogar beseitigen. Eine gute Mundhygiene, regelmäßige zahnärztliche Vorsorge und ein bewusster Umgang mit potenziell schädlichen Einflüssen sind der Schlüssel zur Prävention und Erhaltung der Zahngesundheit. Bei anhaltenden Beschwerden sollte immer ein Zahnarzt konsultiert werden, um die individuell beste Behandlungsstrategie zu entwickeln und mögliche zugrundeliegende Erkrankungen auszuschließen.