Gingivoplastik
Die Gingivoplastik ist ein chirurgisches Verfahren zur ästhetischen Formkorrektur des Zahnfleischs. Im Gegensatz zur Gingivektomie, bei der entzündlich verändertes oder überschüssiges Gewebe entfernt wird, dient die Gingivoplastik in erster Linie der Wiederherstellung oder Optimierung der natürlichen Zahnfleischkonturen. Sie wird häufig ergänzend zur Gingivektomie durchgeführt, kann aber auch als eigenständiger Eingriff erfolgen. Ziel ist ein harmonisches, gesund wirkendes Erscheinungsbild der Gingiva und eine Verbesserung der Reinigungsfähigkeit.
Was ist eine Gingivoplastik?
Die Gingivoplastik beschreibt eine chirurgisch-plastische Modellierung des Zahnfleischs. Hierbei wird das Zahnfleisch nicht in erster Linie aus krankheitsbedingten Gründen entfernt, sondern gezielt geformt – etwa nach vorausgegangenen Parodontalbehandlungen oder aus ästhetischen Motiven. Der Eingriff erfolgt in der Regel minimalinvasiv und ambulant.
Typische Ziele der Gingivoplastik sind:
- Beseitigung von Zahnfleischunregelmäßigkeiten
- Wiederherstellung der natürlichen Papillenform
- Harmonisierung des Zahnfleischverlaufs (besonders im Frontzahnbereich)
- Verbesserung der Reinigungsfähigkeit und damit der Mundgesundheit
Indikationen für eine Gingivoplastik
Die Gingivoplastik ist vielseitig einsetzbar und findet in folgenden Fällen Anwendung:
1. Ästhetische Gründe
- Ungleichmäßiger Zahnfleischverlauf, z. B. durch asymmetrisches Wachstum
- Gummy Smile (übermäßiges Sichtbarwerden des Zahnfleischs beim Lächeln)
- Verkürzte Zahnkronen durch überschüssige Gingiva
2. Funktionelle Gründe
- Verbesserung der Reinigungsfähigkeit nach parodontaler Vorbehandlung
- Modellierung parodontaler Taschen zur besseren Pflege
- Vermeidung von Speiseresten oder Biofilmansammlungen in schlecht geformten Zahnfleischregionen
3. Postoperative Rekonturierung
- Nach Gingivektomie oder anderen chirurgischen Eingriffen, um ästhetische und funktionelle Harmonie zu erzielen
Unterschied zur Gingivektomie
Obwohl sich beide Eingriffe ähneln, unterscheiden sie sich in Zielsetzung und Vorgehensweise:
| Merkmal | Gingivektomie | Gingivoplastik |
| Ziel | Entfernung von Gewebe | Formung von Gewebe |
| Indikation | Entzündlich, parodontal | Ästhetisch, funktionell |
| Fokus | Taschenbeseitigung | Konturoptimierung |
| Umfang | oft größer | eher filigran |
Häufig werden beide Verfahren in Kombination angewandt, etwa bei einer Gingivektomie mit anschließender ästhetischer Formung.
Ablauf der Gingivoplastik
Die Gingivoplastik ist ein vergleichsweise unkomplizierter Eingriff, der meist unter lokaler Betäubung erfolgt. Der Ablauf umfasst:
- Diagnostik und Planung
Anzeichnen der gewünschten Gingivakonturen, ggf. mit Hilfe von Mock-up oder Fotodokumentation. - Anästhesie
Lokale Betäubung im zu behandelnden Areal. - Gewebemodellierung
Abtragung kleiner Gewebeteile mit Skalpell, Elektrotom oder Laser, je nach Technik. Ziel ist eine glatte, natürliche Gingivaform. - Feinkorrekturen und Nachglätten
Übergänge werden weich modelliert, Papillen ggf. geformt oder rekonstruiert. - Wundversorgung
In der Regel ist keine Naht erforderlich, bei größeren Arealen kann ein Wundverband (Co-Pak) sinnvoll sein.
Techniken und Instrumente
- Skalpelltechnik: präzise und kontrolliert, aber blutungsreich
- Lasertechnik: besonders beliebt bei ästhetischen Eingriffen, da blutungsarm und gewebeschonend
- Elektrochirurgie: gute Kontrolle, aber thermische Belastung des umliegenden Gewebes
Die Auswahl richtet sich nach Befund, Patientenwunsch und Praxisausstattung.
Vorteile der Gingivoplastik
- Verbesserung der Ästhetik: Gleichmäßiger Verlauf der Gingiva, optisch verlängerte Zahnkronen
- Steigerung der Mundhygienefähigkeit: Glatte Übergänge erleichtern die Pflege
- Minimales Risiko: Kaum postoperative Komplikationen bei korrekter Indikation
- Ambulante Durchführung: Kein Klinikaufenthalt notwendig
- Kaum Schmerzen: Meist milde postoperative Beschwerden
Nachsorge und Heilung
Die Wundheilung nach einer Gingivoplastik verläuft in der Regel komplikationslos. Zu beachten sind:
- Schonung des Operationsgebiets für 1–2 Tage
- Weiche Ernährung in der ersten Woche
- Verzicht auf Nikotin und Alkohol zur Förderung der Heilung
- Antiseptische Spülungen (z. B. Chlorhexidin)
- Regelmäßige Nachkontrolle in der Zahnarztpraxis
Meist ist die Gingiva nach 7 bis 10 Tagen weitgehend regeneriert, die vollständige Heilung erfolgt innerhalb von 2–3 Wochen.
Risiken und Komplikationen
Obwohl die Gingivoplastik ein sicherer Eingriff ist, sind gewisse Risiken nicht ausgeschlossen:
- Vorübergehende Blutungen oder Schwellungen
- Empfindliche Zahnhälse durch Gewebeverlust
- Ungleichmäßige Ergebnisse bei unpräziser Technik
- Narbenbildung in seltenen Fällen
- Rezidivbildung, falls die Ursache (z. B. medikamentös bedingte Hyperplasie) nicht beseitigt wurde
Wann ist die Gingivoplastik nicht geeignet?
Es gibt Situationen, in denen eine Gingivoplastik nicht angezeigt ist:
- Akute Entzündungen oder Infektionen im Behandlungsbereich
- Systemische Erkrankungen mit gestörter Wundheilung
- Schlechte Mundhygiene oder mangelnde Motivation
- Fehlende parodontale Vorbehandlung bei entzündlicher Gingiva
Die Indikation sollte immer individuell und auf Basis einer fundierten Diagnose gestellt werden.
Auf einen Blick – Vorteile und Grenzen
Vorteile:
- Schonendes Verfahren
- Sichtbare ästhetische Verbesserung
- Unterstützung der Mundhygiene
- Kombinierbar mit anderen Eingriffen
Grenzen:
- Keine Lösung bei tiefen parodontalen Defekten
- Erfolg abhängig von Patientencompliance
- Ästhetik ist subjektiv – intensive Aufklärung nötig
Fazit
Die Gingivoplastik ist eine effektive Methode, um das Erscheinungsbild und die Funktion des Zahnfleischs zu optimieren. Sie kommt besonders bei ästhetischen Fragestellungen im Frontzahnbereich zum Einsatz, kann aber auch die tägliche Mundpflege erleichtern. Bei richtiger Indikation, präziser Ausführung und konsequenter Nachsorge liefert sie hervorragende Ergebnisse – mit wenig Aufwand und viel Wirkung.
